Vielleicht stellen Sie sich den Studiengang Modedesign ja so vor, dass Studierende mit einem Skizzenblock und manchmal auch mit Nadel und Faden im Hörsaal sitzen und kaum etwas anderes tun, als Entwürfe für Kleidungsstücke zu zeichnen und ihre entsprechenden Ideen bisweilen praktisch umzusetzen. Dieses Klischee geht jedoch deutlich an der Realität dieses Studiengangs vorbei. Jedes akademische Studium muss auf einer wissenschaftlichen Grundlage basieren, weshalb der Studiengang Modedesign weit mehr beinhaltet, als Sie vielleicht zunächst denken.
Das Modedesign-Studium
In Deutschland kann man Modedesign derzeit ausschließlich in Vollzeit studieren. Ein Abend- oder Fernstudium, sowie die beliebte Form eines berufsbegleitenden Studiums, ist beim Studiengang Modedesign aktuell nicht möglich. Zugangsvoraussetzung ist zunächst einmal die Zugangsberechtigung zum Studium an einer Hochschule oder Universität. Neben der klassischen Möglichkeit des Abiturs oder der Fachhochschulreife gibt es auch die Möglichkeit, diese Zugangsberechtigung durch eine berufliche Qualifikation zu erlangen.
Der Studiengang Modedesign beinhaltet viele praktische Tätigkeiten, Bewerber sollten also im Umgang mit Bleistift und Papier geübt sein. Allerdings reichen zeichnerische Fähigkeiten allein nicht aus, auch Erfahrung beziehungsweise Talent bei der Bearbeitung von Stoffen sollten vorhanden sein. Diese Fähigkeiten werden oftmals schon im Rahmen der Bewerbung für einen Studiengang abgeprüft, indem die Hochschulen beim Zulassungsverfahren die Vorlage praktischer Arbeitsstücke verlangen. Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen ist das Erfüllen lediglich formaler Voraussetzungen (Bildungsabschluss, gegebenenfalls mit entsprechendem Numerus Clausus) nicht ausreichend, um zum Studiengang Modedesign zugelassen zu werden.
Das Bewerbungsverfahren
Angestrebter Bildungsabschluss eines Erststudiums (sogenanntes grundständiges Studium) ist normalerweise der Bachelor-Abschluss. Wenn Sie sich für einen solchen bewerben, wird regelmäßig die Vorlage einer sogenannten „Kreativmappe“ verlangt. Wichtig ist dabei, dass die Gestaltung dieser Mappe den eigenen Stil ausdrücken sollen. Deshalb ist Bewerbern abzuraten, zwanghaft andere Stile kopieren zu wollen. Da diese Bewerbungsmappen relativ umfangreich sind, wird sich das Kopieren eines fremden Stils kaum durchhalten lassen und entsprechend zu Frustration führen.
Zu empfehlen ist, neben normaler Alltagsmode auch kunstvolle Haute Couture zu entfernen und zur Mappe zu geben. Die Hochschulen stellen manchmal auch bestimmte Anforderungen an die jeweiligen Modestile. Neben reinen Modeskizzen kann auch der Nachweis anderer künstlerischer Fertigkeiten, zum Beispiel im Collagen-Design oder in der Fotografie erforderlich oder, auch wenn dies nicht gefordert, zumindest sinnvoll sein, um die Verantwortlichen, die über Ihre Zulassung zum Studium entscheiden, davon zu überzeugen, dass Sie Ihren eigenen Stil und einen kreativen Geist haben.
Ratsam ist generell, beim Anfertigen der Bewerbungsmappe nicht nur ein vermeintliches Minimum zu leisten, sondern auch zu zeigen, dass man Spaß an der Sache hat. Nachhilfe beim Erstellen der Kreativmappe können auch sogenannte Mappenkurse geben. Die Kreativmappe umfasst meistens 20 bis 30 Stücke, seltener sind bereits zehn Arbeiten ausreichend.
Im Rahmen des Bewerbungsverfahrens ist das Schneidern echter Kleidungsstücke übrigens eher unüblich. Wird die Vorlage eines solchen Stücks nicht explizit gefordert, kann sich das sogar nachteilig auf die Bewerbung auswirken, wenn Sie dennoch eines Ihrer Bewerbungsmappe beifügen. Das Bewerbungsverfahren für ein postgraduales Master-Studium setzt in der Regel ein erfolgreich abgeschlossenes Bachelor-Studium mit einer bestimmten Zahl an geleisteten Credit-Points voraus.
Zudem müssen meistens Fachpraktika nachgewiesen werden, auch die Notwendigkeit zur Vorlage einer weiteren Kreativmappe kann bestehen. Manche Hochschulen verlangen bei einer Bewerbung für ein postgraduales Studium auch ein persönliches Motivationsschreiben.
Die Studieninhalte
Ein Bachelor-Studium hat eine Regelstudienzeit von 6 bis 8 Semestern. Diese Zeiten sind vor allem dann von Bedeutung, wenn Sie Ihr Studium durch den Bezug von Bafög finanzieren möchten. Kommt es zu einer Überschreitung der Regelstudienzeit, wird normalerweise kein Bafög mehr gewährt.
Das Studium wird mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts abgeschlossen.
Die Studierenden werden während ihrer Ausbildung nicht nur zeichnen und schneidern, sondern auch mit theoretischen Inhalten vertraut gemacht. Zu den Inhalten des Studiengangs zählt weiterhin das Erlernen von speziellen Techniken zur Anfertigung von Skizzen und Modellen, zur Bildbearbeitung und Illustration und zur Bekleidungskonstruktion. Abseits davon stehen auch Studieninhalte auf dem Lehrplan, die gewisse Überschneidungen zu anderen Studiengängen aufweisen, vor allem Werbetheorie und Marketing. Die jeweiligen Inhalte können je nach Hochschule etwas variieren, durchaus üblich sind im Studienverlauf auch Pflichtpraktika.
Praktischer Anteil
Der Studiengang Modedesign ist, verglichen mit vielen anderen Studiengängen, sehr praktisch ausgelegt, sodass Studierende häufig in den hochschuleigenen Werkstätten eigene Arbeiten anfertigen. Zum Studienende wird bei der Bachelorarbeit oft eine vollständige, eigene Kollektion entworfen, die abschließend vorgestellt wird und das Ende des Studiums darstellt.
Ein weiterführendes Master-Studium vertieft häufig bestehende Design-Kenntnisse, indem neue Methoden und Techniken, oftmals unter Verwendung von Computern, eingeführt werden. Daneben stehen in den postgradualen Studiengängen auch betriebswirtschaftliche Lehrinhalte auf dem Plan, wie zum Beispiel das Management von Warenhaltung und Lieferketten, sowie spezifische Methoden der modernen Werbung und des Marketings.
Berufsperspektiven
Mit einem abgeschlossenen Studium Modedesign stehen Ihnen vielfältige Berufsmöglichkeiten offen, sodass Sie nicht zwangsläufig darauf festgelegt sind, als Designer für ein Modelabel zu arbeiten, obwohl dies wohl die klassische Vorstellung davon ist, welche Möglichkeiten sich nach Abschluss des Studiums bieten. Wenn Sie gezielt nach einem speziellen Job suchen, können Sie auch einen Headhunter München, Berlin oder Hamburg suchen – je nachdem wo Sie arbeiten wollen. Dieser unterstützt Sie dabei, die passende Stelle zu finden.
Selbstständigkeit
Niemand hindert Sie daran, sich nach dem Studium selbstständig zu machen. Sie können ein eigenes Label gründen und Ihre Designs über Ihr eigenes Unternehmen verkaufen. Dank der Möglichkeiten, die das Internet bietet, ist eine Existenzgründung und das Erschließen von Absatzmärkten einfacher als in der Vergangenheit. Da allerdings eine Selbstständigkeit immer auch mit Risiken verbunden ist, bietet sich auch die Möglichkeit, die eigenen Designs und Kollektionen bekannten Marken anzubieten, die Ihre Stücke dann unter ihrem Label vermarkten und vertreiben.
Festanstellung als Junior-Designer
Auch in einem Angestelltenverhältnis bei einer Modefirma ist es möglich, dass Ihre Designs schon bald in Geschäften verfügbar sind. Die Beschäftigung als Angestellter geht nicht zwangsläufig damit einher, die eigene Kreativität aufzugeben. Nach Abschluss des Studiums arbeiten viele Absolventen als Junior-Designer und bringen dort ihre Ideen in ein größeres Team ein.
Doch nicht nur Modefirmen bieten Arbeitsplätze für Modedesigner, sondern auch kulturelle Einrichtungen, wie zum Beispiel Theater oder Opernhäuser. Außerdem sind Modedesigner gefragt bei Medienfirmen, etwa als Kostümdesigner für Film- und Fernsehproduktionen.
PR / Marketing
Hier bieten sich Berufsaussichten vor allem bei großen Modeunternehmen. Fortlaufender geschäftlicher Erfolg ist von Marketingkampagnen abhängig. Werbung kann am besten von Fachleuten konzipiert werden, die etwas von dem verstehen, was sie bewerben. Insofern ist es nur folgerichtig, dass Marketing bereits während des Studiums auf dem Lehrplan steht. Zum Bereich PR (Public Relations) gehört der Aufbau eines guten Markenbildes, sowie gegebenenfalls ein sicherer Umgang mit Krisensituationen wie Skandalen.
PR-Manager sind vor allem dafür verantwortlich, die öffentliche Meinung eine Marke beziehungsweise ein Unternehmen betreffend zu lenken. Hierzu gehört die Entwicklung und Umsetzung von Kommunikationskonzepten und das Abfassen von Pressemitteilungen oder das Abgeben von Interviews. Auch die Beratung der Marketing-Abteilung hinsichtlich der Werbestrategie kann in das Aufgabenfeld von PR-Managern fallen.
Journalismus
Nach Abschluss des Studiums können Sie auch als Modejournalist tätig sein. Dazu benötigen Sie neben Ihrem Interesse zu Modethemen auch ein gutes Schreib- und Kommunikationstalent. Spezifische Ausbildungen für Modejournalisten gibt es kaum. Insofern ist eine Tätigkeit in diesem Bereich an wenig Formalitäten gebunden und Einstiegsmöglichkeiten können sich zum Beispiel durch Kontakte innerhalb der Modebranche, oder aber durch Initiativbewerbungen bei Verlags- und Medienhäusern ergeben.
So finden Sie einen Job in der Modewelt
Die im Studium oft vorgeschriebenen Pflichtpraktika ermöglichen nicht nur das Sammeln praktischer Erfahrungen, sondern bieten auch eine hervorragende Gelegenheit, Kontakte und Netzwerke zu knüpfen, die beim späteren Einstieg ins Berufsleben hilfreich sein können. Es kommt nicht selten vor, dass die Unternehmen, in denen Studierende ihr Praktikum absolvieren, schon während des Praktikums die Möglichkeit einer Übernahme nach dem Studienabschluss anbieten.
Xing / LinkedIn
Xing und LinkedIn bieten ebenfalls exzellente Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb der eigenen Branche. Dabei sollte nicht die Frage sein, ob lieber Netzwerke mit Menschen „vor Ort“, zum Beispiel im Rahmen des Praktikums, oder aber über entsprechende Online-Plattformen gebildet werden, sondern vielmehr sollte beides miteinander verknüpft werden. Es ist ratsam, Profile auf den entsprechenden Plattformen schon während des Studiums anzulegen, denn der Aufbau gewinnbringender Netzwerke ist ein Prozess, der einige Zeit in Anspruch nehmen kann.
Fazit
Der Studiengang Modedesign bietet Absolventen gute und vielfältige Berufsaussichten. Für das Studium sollten sich nur jene bewerben, die über ein ausgeprägtes Design-Talent und ihren eigenen Stil verfügen, denn ansonsten ist damit zu rechnen, dass bereits die Bewerbung zum Studiengang scheitert. Das Studium selbst umfasst viele praktische Tätigkeiten, ist aber nicht darauf beschränkt, denn es werden ebenso Methoden des Marketings und, in geringerem Maße, der Betriebswirtschaft gelehrt. Schon während des Studiums empfiehlt es sich, Netzwerke zu bilden, um die spätere Jobsuche zu erleichtern.