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Welchen Stil beschreibt der Dresscode „Business Formal“?

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Die Welt der Dresscodes ändert sich beständig. Einerseits wird legere Kleidung zunehmend populär – man denke hier nur an den Trend zum „Casual Friday“ oder zum in vielen Firmen üblichen „Business Casual“ bzw. „Smart Casual“. Andererseits gilt in einigen Branchen nach wie vor „Business Formal“ – und das insbesondere bei Terminen, wo das Unternehmen nach außen repräsentiert wird und Man(n) sich von seiner besten Seite zeigt. Aber auch all diejenigen, die besonders seriös wirken möchten, tun gut daran, an der formal strengen Kleiderordnung festzuhalten.
Ob Anwalt in Berlin oder Immobilienmakler in Hannover – der Dresscode Busines Formal vermittelt genau dort Seriosität, wo es auf sie ankommt, und baut damit Vertrauen auf Kundenseite auf. Er gilt als die höchste der vier Kleiderstufen im Geschäftsleben, die sich von „Casual“ über „Business Casual“ und „Business Professional“ (bzw. „Business Attire“, auch „Day Informal“ oder „Tenue de Ville“) bis zu „Business Formal“ in punkto Strenge und Seriosität steigern.

Der Dresscode „Business Formal“

Wie bei Dresscodes üblich, wird die Herrengarderobe benannt – jene der Dame richtet sich dann automatisch danach. Wenn etwa auf einer Einladung Black oder sogar White Tie steht, bedeutet es nicht, dass die Dame auch mit schwarzem oder weißem Binder angetan sein muss – vielmehr gibt ihr die (formal immer strengere) Garderobe des Herren Hinweise auf ihre eigene, in diesen Fällen etwa bezüglich der Kleiderlänge. Auch der Dresscode Busines Formal, im Folgenden abgekürzt mit BF, gilt für beiderlei Geschlechter, wobei sich die Dame auch hier ein winziges bisschen freier und modischer entfalten kann als der Herr.

Formelle Kleidung

Für diesen bedeutet diese Kleiderordnung einen zwei- oder dreiteiligen dunklen Anzug, also dunkelblau, dunkelgrau oder schwarz. Braun kann generell aus den Optionen für formale Kleidung ausgeklammert werden, es ist eine Farbe der Gesellschafts-, nicht der Geschäftsgarderobe. Faustregel: Je dunkler und je weniger strukturiert ein Stoff ist, desto seriöser wirkt er. Feine Nadelstreifen sind erlaubt. Idealerweise ist der Anzug maßgeschneidert und nicht von der Stange. Perfekter Sitz ist wichtig.
Zu diesem Anzug gehört zwingend ein blütenweißes (wenn etwas mehr Spielraum besteht: pastellfarbenes, idealerweise eher hellblaues denn zartrosafarbenes und/oder dezent gestreiftes), knackig geplättetes Hemd mit passender Krawatte, was in diesem Fall bedeutet: mit konservativer Krawatte. Gewagte Muster oder grelle Farben sind hier fehl am Platz. Die Krawatte hat immer dunkler zu sein als das Hemd; Bordeauxrot gilt als akzeptabel – und passt besonders gut zu Anthrazit.

Musterreduktion

Stichwort Muster: Der Gentleman im BF-Look trägt nie mehr als zwei Muster. Trägt er einen Nadelstreifenanzug und eine dezent gemusterte Krawatte, bleibt das Hemd uni. Trägt er zum Nadelstreifenanzug Streifenhemd, bleibt die Krawatte musterlos. Auch die Accessoires sollten konservativ, dabei aber elegant-unauffällig sein, etwa eine erlesene Krawattennadel oder ein Paar ausgesuchter Manschettenknöpfe. Die Glattleder-Schnürschuhe im Stile eines geschlossenen Oxfords, Semi-Brogues oder Derbys sind üblicherweise schwarz. Monks können aufgrund der Schnalle, Budapester (Full-Brogues) wegen des Lochmusters nicht zum High Business getragen werden, sind aber auf einer weniger strengeren Stufe des Geschäfts-Dresscodes eine gangbare Option. Wenn sie in Dunkelbraun oder klassischem Cognac daherkommen, gilt der Dresscode Business Casual bzw. handelt es sich um einen informellen Anlass.

Schuh- und Sockenauswahl

Schuhe sollten zur jeweiligen Business- bzw. Aktentasche im selben Lederton passen, weshalb der stilbewusste Gentleman eine in Schwarz fürs High Business und eine in einem Braun-, Cognac- oder sogar Bordeaux-Ton besitzt. Auch die Socken gibt der BF-Dresscode vor: Diese sind ausschließlich schwarz, ohne Farben oder Muster. Dabei ist auf die angemessene Länge zu achten: Wenn ein Herr die Beine übereinanderschlägt, darf die hochrutschende Anzughose auf keinen Fall Haut offenlegen. Sogenannte Wadensocken lösen das Problem – eventuell auch mit Hilfe eines Sockenhalters, der sie vor dem Herunterrutschen bewahrt.

Business Formal für Frauen

Die Dame setzt auf ein maßgeschneidertes Kostüm, das zweiteilig, dreiteilig mit Weste oder als Etuikleid mit passendem Blazer daherkommen kann, alternativ auf den zwei- oder dreiteiligen Hosenanzug aus möglichst dunklem Stoff. Allerdings hat sie bei den Farben etwas mehr Spielraum als der Herr – gedeckte Pudertöne, helle Graunuancen, dunkle Grüntöne und ähnliches sind möglich. Sehr konservative Branchen mögen keine Hosenanzüge bei Frauen und bevorzugen die Variante mit Kostüm oder Etuikleid. Der Rock- bzw. Kleidersaum sollte knieumspielend sein, je älter die Dame, je höher ihre Position, je konservativer die Branche eher zwei Zentimeter unter- als oberhalb des Knies enden.
Hierzu trägt Frau eine weiße, streng gebügelte Bluse mit Hemdkragen, der konservativ zugeknöpft getragen wird. Die Bluse darf nie länger als die Blazerjacke und nie kürzer als der Taillenbund von Rock oder Hose sein. Apropos Blazerjacke: An sehr heißen Tagen darf die Dame auf diese verzichten. Beim Herrn ist dies nach wie vor undenkbar, denn anders als die Damenbluse wird das Herrenhemd zur Unterwäsche gezählt – und diese wird selbstverständlich nicht gezeigt.

Accessoires für das Business-Outfit

Zwingend für Frauen vorgeschrieben sind Seidenstrümpfe oder Strumpfhosen in dem Hautton „Nude“ – und das auch im Hochsommer. Der Damenschuh ist vorn geschlossen, verfügt nicht über einen kleinen Absatz und kommt in einer dunklen oder neutralen Farbe daher. Mittlerweile darf Frau aber auch flache Schuhe tragen, denn der Zwang zum Absatzschuh gilt als sexistisch und altmodisch. Nur allzu hoch sollten die Hacken niemals sein, wenn Frau in ihrem Beruf ernstgenommen werden möchte. Sechs Zentimeter sind hier die Grenze.
Auch der Schmuck ist konservativ-zurückhaltend: Mit Perlen und/oder einem Seidentuch ist Frau immer gut bedient, baumelnde Ohrringe, Armbänder etc. haben beim BF-Look nichts verloren. Apropos Seidentuch: Es sollte wirklich aus Seide und nicht einem preiswerteren Kunstseidenimitat sein – dann kann Frau hiermit auch ein Fashion-Statement setzen und etwas mehr Farbe bzw. Muster zeigen. Die hochwertige Handtasche rundet ihren Look ab.

Wo gilt dieser Dresscode?

Wie der Name schon sagt, ist der BF-Dresscode in der Geschäftswelt zu Hause – und dort in der gehobenen, gern auch internationalen. Typische Beispiele sind global agierende Unternehmensberatungen, Anwalts- oder Wirtschaftsprüfungskanzleien. Finanzdienstleister im direkten Kundenkontakt tun eben so gut daran, auf den BF-Dresscode zu setzen, wie Menschen in Führungspositionen. Auch Menschen, die nach einer solchen streben – sei es durch Beförderung oder mittels Vorstellungsgespräch –, sollten ihre Karriereambitionen bereits mit der Kleidung der nächsthöheren Hierarchiestufe zum Ausdruck bringen.

Geschäftsbeziehungen

Die oben genannten Geschäftsleute tragen den BF-Dresscode nicht nur im Geschäftsalltag, sondern auch auf geschäftlichen Veranstaltungen – von der Messe bis zur Abendeinladung, sofern hier nicht explizit ein gesellschaftlicher Dresscode wie „Black Tie“ angegeben ist. Auch hier sei noch einmal vor braunen Schuhen gewarnt: Braune Schuhe trägt man auch zu gesellschaftlichen Anlässen nie am Abend – oder haben Sie schon einmal jemanden gesehen, der braune Schuhe zum Smoking trägt? Eben.

Achtzehn Uhr gilt in konservativen Kreisen als jene Zeit, die den Nachmittag von dem Abend trennt – und der BF-Dresscode bewegt sich nun einmal in konservativeren Kreisen. Dort hat er auch durchaus eine Bedeutung: Nichts an ihm soll vom Inhalt des Geschäfts ablenken. Der Blick des Gegenübers soll nicht auf modischen Extravaganzen haften bleiben, sondern sich schnell wieder auf das Geschäftliche konzentrieren. Ein weiterer Vorteil des BF-Dresscodes ist, dass er weltweit gilt, wo in der Geschäftswelt westliche Kleidung getragen wird. Der/die Träger:in muss sich keine Sorgen machen, auf internationalem Parkett unangemessen gekleidet zu sein. BF wird überall verstanden – und auch als Zeichen des Respekts geschätzt.

Wie zeitgemäß ist dieser Dresscode?

Allein aus letztgenanntem Grund ergibt sich die Aktualität des BF-Dresscodes. Wer international, mit hochrangigen Kunden oder Klienten in einem Vertrauensverhältnis agiert, sollte diesen durch die Kleidung Respekt erweisen – und dabei gleichzeitig Vertrauen vermitteln. Der BF-Look strahlt Seriosität und Kompetenz aus und gehört zu einem gepflegten Auftreten in der Geschäftswelt einfach dazu. Psychologen bezeichnen das Phänomen als den sogenannten „Halo-Effekt“: Die Kleidung strahlt auf den Menschen aus und lässt unbewusst auf dessen Eigenschaften schließen. Wer Seriosität ausstrahlen will, setzt auf den BF-Dresscode.

Das erleichtert letzten Endes auch die Morgenroutine des Trägers bzw. der Trägerin: Wer sich keine Gedanken machen muss, was er oder sie anzieht, kann sich darauf konzentrieren, den Look über die Zeit zu perfektionieren. Etwa mit zunehmend feineren Stoffen, raffinierteren Schnitten, minimalistischeren Accessoires. Individualität dagegen spielt beim BF-Dresscode eine untergeordnete Rolle. Nicht sein:e Träger:in steht im Mittelpunkt, sondern das geschäftliche Gegenüber, das Produkt, die Dienstleistung.

Fazit

Kleiderordnungen im Business mögen mittlerweile einen größeren Spielraum zulassen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren – in Branchen oder Positionen, wo es darauf ankommt, Seriosität und Kompetenz auszustrahlen, haben sie jedoch durchaus auch heute noch ihre Berechtigung. Zum einen wird durch das gepflegte Auftreten dem Gegenüber im Geschäftsleben Respekt erwiesen, zum anderen schließen Kunden, Klienten, Interessenten von der Kleidung des Unternehmensvertreters unbewusst auch auf die Qualität der von ihm vertretenen Produkte oder Dienstleistungen. Damit zahlt sich der BF-Dresscode in barer Münze aus und ist mehr als eine althergebrachte Sitte, die man nur noch um der lieben Tradition willen kultiviert.